«Kittelfrauen» BBK Braunschweig

 Ausstellung im Kunsthaus BBK: Cecilia Herrero-Laffin „Kittelfrauen“ (Malerei, Skulptur) vom 04.03.2013 – 10.04.2016

Noch bis in die Nachkriegszeit dominierten männliche Künstler und deren Sicht von Frauen die Kunstgeschichte. Diese Frauenbilder können in zwei Kategorien zusammengefasst werden: Madonnen oder Verführerinnen. In den letzten hundert Jahren wurden die Beschränkungen für eine künstlerische Betätigung der Frauen allmählich überwunden, was die Öffnung zu einer kritischeren Kunst ermöglichte. Weibliche Künstlerinnen erlangten die Kontrolle über ihren Körper zurück. Er rückt als Objekt in den Hintergrund und dient mehr als Medium zur Verortung des eigenen Platzes in der Gesellschaft.

Cecilia Herrero-Laffin thematisiert in ihren Arbeiten Frauen. Sie zeigt sie bei der Arbeit. In ihrem Arbeitsumfeld. Die Künstlerin, gebürtige Argentinierin, bereist regelmäßig verschiedene Länder Lateinamerikas für längere Aufenthalte. Dort findet sie ihre Motive. Die Frauen werden in ihren Arbeitsstätten abgebildet. Manchmal sind es skizzenhafte Ideen, die in ihrer Wahlheimat Bielefeld ihre endgültige Ausdrucksform finden. In einigen Fällen werden die Werke direkt vor Ort gefertigt. So geschehen mit der Werkreihe über die Cooperativa Ex-textil San Remo. Herrero-Laffin hat ein bemerkenswertes Portrait über diese Textilfabrik geschaffen. Im Kunsthaus BBK wird die Künstlerin einen Einblick in die Kooperative anhand von Aquarellen und neu geschaffenen Skulpturen gewähren.

Die weiteren Räume unterteilt Cecilia Herrero-Laffin ebenfalls thematisch: Putzfrauen, Näherinnen, Bügelfrauen, Zigarrendreherinnen und Marktfrauen aus Nicaragua zeigen die verschiedenen Facetten von Frauenarbeit. Die Marktfrauen aus Nicaragua bilden den inhaltlichen Anfang der künstlerischen Auseinandersetzung Herrero-Laffins mit dem Sujet. Sie lebte selbst einige Jahre in Nicaragua und studierte dort an der David A. Siqueiros-Schule, die sich auf Wandmalerei spezialisiert hat.

Für die Wirtschaft und das familiäre Leben ist die Leistung der Frauen essenziell. Ihre Arbeit wird von der Gesellschaft selbstverständlich in Anspruch genommen, aber wenig respektiert. Oftmals ist sie unsichtbar, da sie vorwiegend im häuslichen Bereich stattfindet. In den lateinamerikanischen Ländern haben Frauen ein höheres Bildungsniveau als Männer. Dennoch sind wesentlich mehr Frauen von Armut betroffen als Männer. Aufgrund niedriger Löhne und unflexibler Arbeitszeiten gelangen vor allem alleinerziehende Frauen schnell in die Armutsfalle, da häufig die soziale Unterstützung durch den Staat fehlt. Cecilia Herrero-Laffin zeigt eben diese Welt auf, die immer wieder übersehen wird. In ihren Arbeiten finden starke und würdevolle Frauen eine Bühne, die nicht im klassischen Sinne dem Schönheitsideal entsprechen, dennoch eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausüben.

Das Thema von Cecilia Herrero-Laffin bleibt, die Materialien ändern sich stetig. Ihr Œuvre umfasst Skulpturen aus Terrakotta, Relieffiguren aus Holzplatten, Aquarelle, Zeichnungen, Arbeiten in Acryl, Fotografien und Video. Auch stilistisch bewegt sich die Künstlerin zwischen realistischer und kubistischer Darstellungsweise. So bleibt die Bearbeitung des Themas Frauen und Arbeit nicht nur für die Betrachter spannend, sondern auch für die Künstlerin selbst.